Granatscheibenfibel - Eine geheime Botschaft aus dem Frühem Mittelalter

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Ein 2004 entdecktes Gräberfeld in Unterhaching bestand zwar nur aus zehn Bestattungen, diese enthielten aber außerordentlich reiche und kulturhistorisch aufschlussreiche Befunde. Eine 25 jährige Frau war in Gewändern aus Seide und feinem Leinen bestattet, die Ärmel oder Handschuhe waren mit Pelz aus Hermelin besetzt. Zierliche Schuhschnallen lassen auf entsprechend feines Schuhwerk schließen. Singulär sind die beiden gleichartigen, sehr großen Scheibenfibeln. Sie verschlossen das Gewand im Taillenbereich. In Größe und Dekor unterscheiden sich die beiden Hachinger Fibeln deutlich von den Granatfibeln, die die Kunsthandwerker nördlich der Alpen zu dieser Zeit herstellten. Der Darstellung von vier Raubvögeln liegt ein Design zugrunde, für das die Einlagen aus rotem Granat und ursprünglich leuchtend smaragdgrünem – heute grünlichgrau aufgewitterten – Malachit gesondert zugeschliffen werden mussten. Hier wurden keine Standardgrößen oder -formen verwendet und die Steine gehören zu den größten im Frühen Mittelalter bekannten Stücken. Die beiden Scheibenfibeln geben deutliche Hinweise auf die engen Beziehungen zwischen dem bayerischen Voralpenland und dem italischen Ostgotenreich gegen Ende des 5. und zu Beginn des 6. Jahrhunderts. Handwerkliche wie ornamentale Details lassen darauf schließen, dass die Fibeln in Italien hergestellt wurden, an einem der damaligen politischen Zentren: in Ravenna oder Rom.

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Archäologische Staatssammlung München

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