Militärdiplom

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Wichtige Urkunden, Gesetzestexte und andere Dokumente von dauerhafter Gültigkeit wurden zu römischer Zeit in unvergängliche Bronzeplatten gemeißelt. Für ehemalige Soldaten aus den Hilfstruppen des Imperiums war dabei ein Schriftstück von höchster Bedeutung, das mit der ehrenvollen Entlassung aus der Armee die Verleihung des römischen Bürgerrechtes und des Eherechtes dokumentierte. Zu diesem Zweck dienten Doppeltafeln aus Bronze wie jenes, das in Geiselprechting gefunden wurde, von dem aber nur eine von ehemals zwei Platten erhalten ist. Der dem Veteranen ausgehändigte Text ging im vorliegenden Fall auf eine Konstitution des Kaisers Nero vom 15. Juni 64 zurück. Cattaus diente einst in der ala Gemelliana, einer Reitertruppe, die zu dieser Zeit wahrscheinlich an der Donau in der Provinz Raetien stationiert war. Gefunden wurde die Tafel allerdings in der Nachbarprovinz Noricum, wo sich Cattaus als Veteran niedergelassen hatte. Seine Frau Sabina war ebenfalls Helvetierin. Mit ihr lebte er bereits während der Militärzeit in »wilder Ehe« zusammen. Das Paar hatte zwei Kinder, einen Sohn Vindelicus und eine Tochter Materiona. Der Sohn ist auffallenderweise nach dem bedeutendsten keltischen Stamm des Alpenvorlandes, den Vindelici, benannt, deren Zentrum im heutigen Augsburg lag. Die Tafel ist außerordentlich gut erhalten, was auch auf die frühe Entdeckung bereits im Jahr 1842 zurückzuführen ist.

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Archäologische Staatssammlung München

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