Amphoriske und Krug

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Die zwei nahezu vollständig erhaltenen Gläser mit buntgefleckter Oberfläche aus einem Grab der römischen Nekropole »Auf der Keckwiese« in Kempten gehören zu einem in der frühen Römischen Kaiserzeit verbreiteten Typus von Tafelgeschirr. Der Krug ist aus bunt geflecktem kobaltblauem Glas, die kleine Amphore aus bernsteinfarbenem Glas mit weiß-opaken Flecken. Diese ursprünglich in Oberitalien entwickelte Verzierungstechnik wurde bald auch von Glasproduktionsstätten in den Provinzen aufgegriffen. Die kräftig gefärbten und mehrfarbigen Gefäße entsprachen ganz dem damaligen Zeitgeschmack und waren im gesamten Reichsgebiet beliebt. Auch in Bayern sind Scherben solcher Gefäße im Fundspektrum aller wichtigen römischen Fundplätze der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. vertreten. Die beiden Kemptener Gefäße dienten zuletzt wohl als Behältnisse für Flüssigkeiten, die im Totenritus Verwendung fanden. Neben der Urne mit dem Leichenbrand des Verstorbenen, fand sich im Grab eine Lampe aus Keramik und ein Glasfläschchen mit Duftstoffen oder Ölen. Die geringe Anzahl und Auswahl der Beigaben weisen auf einen stark italisch- mediterran geprägten Bestattungsritus hin, wie er für die Gräber der Nekropole »Auf der Keckwiese« aus der Gründungszeit der Stadt charakteristisch ist. Cambodunum-Kempten war im 1. Jahrhundert n. Chr. ein politisches und administratives Zentrum in der neu gegründeten römischen Provinz Rätien.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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