Aufruf des Provisorischen Revolutionären Zentralrats zur Ablieferung aller Waffen der bürgerlichen Bevölkerung Münchens, 11.4.1919

Monacensia

Beschreibung

Am 7. April 1919 riefen Rätegremien in München die "Räterepublik Baiern" aus und beanspruchten die Regierungsgewalt. Die Regierung, die der Landtag im März 1919 gewählt hatte, verlegte ihren Sitz nach Bamberg. Nach dem Umsturz vom 7./8. November 1918 und den Ereignissen nach den Attentaten auf Kurt Eisner (1867-1919) und Erhard Auer (1874-1945) am 21. Februar 1919 begann damit die dritte Phase der Revolution in Bayern. Anarchistische Schriftsteller wie Gustav Landauer (1870-1919) prägten die Räteregierung. Zwar verfolgte sie idealistische Ziele wie den Pazifismus, agierte jedoch chaotisch und ergriff zudem eine Reihe von unpopulären Maßnahmen. Am 11. April forderte das wichtigste Gremium der Räterepublik, der Revolutionäre Zentralrat, dass alle Bürgerlichen binnen 24 Stunden ihre Waffen an die Münchner Stadtkommandantur abzugeben hätten. Wer dies nicht befolge, würde vor ein Revolutionstribunal gestellt. Nach Ablauf der Frist würden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Das "Proletariat" sollte hingegen nach den Plänen des Zentralrats bewaffnet werden. Das neue System, das außer in der Arbeiterschaft kaum Rückhalt in der Bevölkerung fand und nicht durch Wahlen legitimiert war, zog dadurch den Hass des Bürgertums auf sich. Die "Räterepublik Baiern" bildete nur eine kurze Episode: Bereits am 13. April übernahmen Kommunisten die Macht und begründeten eine zweite Räterepublik, die ihrerseits Anfang Mai 1919 von Reichswehr- und Freikorpseinheiten gewaltsam niedergeschlagen wurde.

Autor

Dr. Matthias Bader

Rechtehinweis Beschreibung

CC0