Bühnendekoration für eine Flusslandschaft

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Die handschriftliche Bezeichnung rechts unten schreibt vorliegendes Blatt Ferdinando Galli Bibièna, dem Erfinder der „scena per angolo“ zu. Die neuere Forschung sieht aufgrund von Vergleichen mit eindeutig Giuseppe Bibièna zugeschriebenen Zeichnungen das Münchner Blatt ebenfalls als Arbeit von Giuseppe an und will es sogar als seine Bühnendekoration für die 4. Szene aus dem I. Akt von Pietro Metastasios 1733 in Wien aufgeführten Festoper Olimpiade identifiziert sehen. In dieser großformatigen lavierten Federzeichnung ist eine Landschaft zu sehen, deren erdige Töne im Vorder- und blaue Töne im Hintergrund eine Bildtiefe mit starker Sogwirkung bis zum Horizont hin hervorrufen. Allein die zwei belaubten Baumgruppen, die den Blick auf die weitläufige Flusslandschaft freigeben, können als seitliche Kulissen gelesen und verstanden werden. Aus dem Vordergrund links hinter den Bäumen führt ein Fluss das Auge in den Landschaftsraum, wo er sich unter einer flachen, hölzernen Brücke hindurch in die Tiefe schlängelt und sich in eine sanfte Hügellandschaft ausbreitet. Im Hintergrund besitzt die Hügellandschaft mit der Ansicht einer befestigten Stadt rechts und der am linken Flussufer auf einem Felsen gelegenen Burg wildromantischen Charakter. Eine weitere lavierte Tuschezeichnung auf der ebenfalls eine von einem Fluss durchzogene Hügellandschaft mit Siedlungen und Gehöft sowie den seitlichen Bäumen als Repoussoir dargestellt ist, wird in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität Köln aufbewahrt. Beide Zeichnungen zeigen eine anmutige Landschaft, deren poetische Empfindung ganz in der Manier der niederländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts steht, die nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung von Bühnendekorationen bleibt.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F