Gustav Meyrink (1868-1932), Nachlass: Autobiographische Entwürfe, Der Lotse - BSB Meyrinkiana VII.1

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Am Abend von Mariä Himmelfahrt des Jahres 1891 hatte der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Gustav Meyrink (1868-1932) ein einschneidendes Erlebnis: "Übersättigt mit allem" wollte er seinem wertlos scheinenden Leben mit einer Pistole ein Ende setzen, als er ein Rascheln an der in den Hausflur mündenden Tür seines Junggesellenzimmers hörte. Vom Austräger eines Buchhändlers bekam er ein Heft über die Türschwelle geschoben, das den Titel "Über das Leben nach dem Tode" trug und die Erfahrungen namhafter Spiritismus-Forscher beschrieb. Im Glauben, dass "der Lotse mit der Tarnkappe vor dem Gesicht" sein Lebensschiff betreten und das Steuer herumgerissen habe, las Meyrink das Heft. Daraufhin widmete er sein Leben dem ihm bis dahin nur vom Hörensagen bekannten Gebiet des Okkultismus. Angeregt durch das für den 15. August 1931 anstehende Jubiläum seiner 40 Jahre zurückliegenden Selbstfindung unternahm Meyrink in seiner Schrift "Der Lotse" (Druck 1952) den Versuch, seine Begegnung mit dem Okkulten, die Fahrt über den Styx, literarisch zu bewältigen. Die Vorstellung einer Fahrt über den Styx wird dabei als mehrsinniges Bild für die okkulten Geschehnisse, für den nicht ausgeführten Freitod, die spiritistischen Erkundungen und für den Lernprozess genommen, der ihn befähigte, die Beschränktheit des Materiellen hinter sich zu lassen. Datum: 2016

Author

Peter Czoik

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