Himmelsglobus – BSB Cod.icon. 186

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

1571 zog die Münchner Hofbibliothek, die Vorläuferin der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek, aus dem „Alten Hof“ in das Obergeschoß des Antiquariums der Residenz. Zur Zierde des neuen Bibliotheksraums und zur Betonung seines repräsentativen Charakters gab Herzog Albrecht V. (1528 – 1579) einen Erd- und einen Himmelsglobus in Auftrag. Dieses Globenpaar gehört wissenschaftlich wie künstlerisch zu den Spitzenstücken seiner Zeit.

Ein Himmelsglobus ist eine Darstellung des Sternhimmels, der die Erde als scheinbare Kugel umgibt und auf der die Positionen von Sternen und Planeten durch die Projektion des irdischen Koordinatensystems angegeben werden. Während der Beobachter auf der Erde sich im Inneren der gedachten Kugel befindet, blickt der Betrachter des Globus von außen auf den Sternenhimmel, wo Sterne und Sternbilder spiegelbildlich dargestellt sind.

Das Sternenverzeichnis des Himmelsglobus ist das Werk des Jesuiten Heinrich Arboreus (gest. 1602), der die Positionen der Sterne nach den Tabellen des Kopernikus für das Jahr 1575 berechnete. Die Bemalung der beiden Globen stammt von Hans Donauer (gest. 1596), die Gestelle schuf der Bildhauer Hans Aernhofer (gest. 1621) und die Mechanik lieferte der Uhrmacher Ulrich Schniep (gest. 1588). Der Himmelsglobus war 1575 vollendet, der Erdglobus im darauf folgenden Jahr.

Äquator, Wende- und Polarkreis sowie die Ekliptik sind auf der Kugel gemalt. Messingnägel kennzeichnen die wichtigsten Sterne, deren Namen in goldener Schrift eingetragen sind. Dargestellt sind 48 Sternbilder. Der Globus hat keine Inschrift. Eine kleine Kartusche südlich des Sternbilds Cetus (Walfisch) zeigt das Herzogswappen. Zwei weitere leere Kartuschen sollten wohl Lehrgedichte von Heinrich Arboreus aufnehmen, die unter anderem die Benutzung des Globus erläutern und in einer Handschrift der Bayerischen Staatsbibliothek (Clm 543) überliefert sind.

Die Globen wurden 1943 nach Weihenlinden (Lkr. Rosenheim) ausgelagert. Bei ihrer Rückkehr waren die Gestelle zerstört und unvollständig. Erst 2006 wurden die verloren geglaubten Füße des Himmelsglobus in Weihenlinden wiederentdeckt, wobei man feststellte, dass bei der Restaurierung die Gestelle vertauscht worden waren: Die in Weihenlinden gefundenen Füße, die heute den Himmelsglobus tragen, gehörten einst dem Erdglobus.

Literatur

Claudia Fabian (Hg.), Kulturkosmos der Renaissance. Die Gründung der Bayerischen Staatsbibliothek (Bayerische Staatsbibliothek. Ausstellungskataloge 79), Wiesbaden 2008, Kat. 14.

Marianne Reuter, Beschreibung der Handschrift Cod.icon. 186, in: BSB-CodIcon Online (Wed Feb 06 19:16:48 CET 2013).