Kelchgefäß

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Der extrem dünnwandige, elegant geschwungene Kelch ist eines der schönsten Gefäße der Frühzeit (3100-2686 v. Chr.) und belegt den hohen Standard der Steinbearbeitung vor rund 5000 Jahren. Dieser Typ ist nur in wenigen Exemplaren überliefert und stellt die Übernahme einer charakteristischen Form von Metallgefäßen in das Material Stein dar. Dies läßt sich an der Wulst erkennen, die am Übergang des kleinen Standfußes zum eigentlichen Gefäßkörper aufgesetzt ist und eine Lötnaht imitiert. Derartige Imitationen anderer Materialien sind im Verlauf der ägyptischen Geschichte immer wieder zu beobachten, meist wurde ein wertvolles Material (Stein, Metall) in Ton nachgeahmt, durch eine entsprechende Bemalung oder Umsetzen von Details des einen Materials in das andere wie im vorliegenden Fall. Dabei handelt es sich meist um Grabbeigaben, man wollte Gegenstände, die man sich im Original nicht leisten konnte, dennoch für die Ewigkeit verfügbar haben – wenn nicht in der kostbaren Ausführung, dann doch zumindest in der entsprechenden Form.

Hier steht jedoch eine andere Überlegung im Vordergrund, denn ein derart qualitätvolles Steingefäß war nicht weniger wertvoll als ein Metallgefäß. Entscheidend ist die Ausführung in Stein, einem Material für die Ewigkeit, wohingegen man bereits aus Erfahrung wußte, daß Metall der Gefahr einer Zerstörung durch Korrosion ausgesetzt war.

Autor

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München (SMAEK)