bavarikon4UBeschreibung
Der in Wittenberg bei Joseph Klug veröffentlichte Druck umfasst nur zwei Lagen. Auf dem Titelrahmen ist unten die Vision eines Ritters zu sehen, dem die drei Grazien erscheinen. Vom Stil her ist er der Cranach-Werkstatt zuzuordnen. Da es keinen inhaltlichen Bezug gibt, dürfte ein anderweitig entstandenes Titelblatt nachgenutzt worden sein. Kernstück ist ein auf den 22. April 1525 datierter Vertrag aus dem "Bauernkrieg". In 15 Artikeln einigen sich Repräsentanten von zwei Bauernhaufen (Bodensee und Allgäu) mit dem von Georg Truchsess von Waldburg (1488-1531) angeführten Schwäbischen Bund. Damit wurde ein Konfliktherd entschärft, während andernorts die blutigen Kämpfe bis zur endgültigen Unterwerfung der Bauern weitergingen. Juristische Dokumente zu publizieren und damit allgemein bekannt zu machen, war im 16. Jahrhundert weit verbreitete Praxis. Sobald die technischen Voraussetzungen vorhanden waren, wurden Streitsachen auch medial ausgetragen. Wichtig ist der Druck weniger als solcher, sondern wegen der Stellungnahme Martin Luthers dazu. In einer Vorrede sowie einer Vermahnung am Schluss drückt er seine Freude über die Einigung aus und macht klar, was die seit April 1525 gewaltsam verlaufenden Bauernaufstände für ihn sind: Verstöße gegen Gottes Ordnung bzw. die von Gott verordnete Obrigkeit, Mord, Landfriedensbruch und Missbrauch des Evangeliums. Datum: 2016
Autor
Landesbibliothek Coburg, Dr. Silvia Pfister