Brief von Martin Luther an Philipp Melanchthon

Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

Beschreibung

Auch wenn er durch das Alter geschwächt und der Winter kalt war, kam Martin Luther im Januar 1546 einer Bitte der Grafen von Mansfeld, der Landesherren über seine Geburtsstadt Eisleben, nach. Er sollte einen Streit der gräflichen Linien schlichten. Nach der endgültigen Durchsetzung der Reformation in der zwischen Harz und Saale gelegenen Grafschaft waren zwei Familienmitglieder wegen der Besetzung der Hauptpredigerstelle an der St. Andreaskirche im Hauptort Eisleben in einen Konflikt geraten. Obendrein war Streit zwischen zwei Pfarrern in der Grafschaft über das Abendmahl und die übriggeblieben Elemente Brot und Wein ausgebrochen. Luther sah eine Einigung als Bedingung für die wirkungsvolle Einführung der Reformation in seiner Heimat an. Sein hier gezeigter Brief vom 6. Februar zeugt von Ungeduld angesichts der Langwierigkeit der Verhandlungen in Eisleben. Er bat Philipp Melanchthon (1497-1560) darum, zusammen mit dem kursächsischen Hofrat Dr. Gregor Brück seine Rückberufung durch den sächsischen Kurfürsten zu bewirken. Er hoffte, dadurch Druck aufbauen und die Verhandlungen beschleunigen zu können. Am Ende des in Latein verfassten Briefs machte er auf Deutsch seinem Ärger über die Juristen Luft („Wenn das juristen kunst ist, so were nicht not, das ein jurist so stolz sein solt, wie sie alle sind“). Schließlich gelang es Luther, eine Einigung auszuhandeln, das sog. „Pactum Lutheri“ vom 16. Februar. Zwei Tage später starb er in seinem Zimmer in Eisleben.