Atalanta oder die bezwungene Sprödigkeit

Deutsches Theatermuseum

Beschreibung

Die Radierung gehört zur Folge 15 eines 69teiligen Reihenwerks, deren Blätter jeweils mit einem Spruch in deutscher, französischer oder lateinischer Sprache versehen waren. Neben den beliebten Themen, wie den Jahreszeiten, Monaten und Tageszeiten schuf der Augsburger Stecher und Verleger Johannes Esaias Nilson um 1770-80 mehrere Ornamentblätter, die im Zusammenhang mit literarischen Publikationen entstanden. Diese Blätter vertrieb Nilson einzeln, aber auch folgeweise. Aufgrund der Bekanntheit der Stücke und der erläuternden Inschrift, aber vor allem wegen der Darstellung der Schlüsselszene war das zeitgenössische Publikum durchaus in der Lage, das Einzelblatt auch außerhalb des Buchkontextes zu verstehen. Die Radierung zeigt eine Szene aus Johann Christoph Gottscheds Schäferstücks "Atalante": An der Hausecke sitzt die als zeitgenössische Rokoko-Schäferin gewandete Atalante mit ihrem Attribut, dem Bogen, neben ihr sitzt ein schelmisch dreinschauender junger Mann mit einem Schäferstab. Beide haben ihre Körper voneinander ab-, die Gesichter jedoch einander zugewendet und zeigen so ihre zwischen Anziehung und Sprödigkeit schwankenden Gefühle. Zwei übermütige Männer begleiten den männlichen Protagonisten links, während eher besorgt schauende Gefährtinnen der Atalante rechts von ihr stehen. Ein junger Schäfer, der wie ein Kommentator der Szenerie wirkt, lehnt lässig rechts über dem Textfeld; während er mit der Linken auf die Schäfergruppe verweist, wendet er den Kopf spöttisch lächelnd dem Betrachter zu.

Autor

MM/sdp

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F