Spätmittelalterliche Handschriften aus dem Stift St. Gumbertus

Die zum heutigen Besitz der Staatlichen Bibliothek (Schlossbibliothek) Ansbach gehörenden 165 lateinischen Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert entstammen sowohl den in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgehobenen Klosterbibliotheken Riedfeld, Heidenheim und Wülzburg als auch in besonderem Maße dem ehemaligen, 748 gegründeten Benediktinerkloster und späteren Chorherrenstift St. Gumbertus. Der Handschriftenbesitz der damaligen Stiftskollegiaten umfasst landesgeschichtlich bedeutsame historische, juristische und astronomische, vor allem aber theologische Werke aus vorreformatorischer Zeit.

Letztere, gedacht für den einschlägigen Unterrichts- und Lehrbetrieb, sollten die Wissenschaftlichkeit der Theologie auf Basis der Vernunft begründen. Insgesamt erhalten wir durch die mit insgesamt etwa 57 Handschriften (davon 41 mit expliziten Herkunftsvermerken) mehr als ein Drittel des gesamten Bestandes an lateinischen Handschriften der Staatlichen Bibliothek Ansbach ausmachenden Einzelprovenienz St. Gumbertus einen guten Einblick in den Buchbestand des fränkischen Klerus am Ausgang des Mittelalters.

1528 trat die Markgrafschaft Ansbach zum evangelisch-lutherischen Bekenntnis über, 1563 wurde das Kollegiatstift säkularisiert. Dessen Bücher gelangten in der Folgezeit zusammen mit den Handschriften klösterlicher Herkunft weitgehend in die 1590 errichtete Konsistorialbibliothek, 1733 schließlich in die Ansbacher Schlossbibliothek. Mit der Ansbacher Auslieferung 1806 nach Erlangen wurde auch der Bücherbestand von St. Gumbertus geteilt: Während sich heute in der Universitätsbibliothek Erlangen mit der Gumbertusbibel (Ms. 1) ein zwar wohl nicht dort entstandenes, jedoch spätestens 1195 erworbenes Hauptwerk der Buchkunst der Romanik befindet, sind in Ansbach eher textlich bedeutsame Handschriften verblieben: so etwa der für die fränkische Landesgeschichte bedeutsame Sammelband Ms. lat. 65.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Staatlichen Bibliothek Ansbach.