Michael Ostendorfer, Pilgerfahrt zur Schönen Maria, 1523 (Kunstsammlungen der Veste Coburg, I, 100, 147)

In Regensburg kam es ab 1519 für wenige Jahre noch einmal zu einer großen Wallfahrt. Der Rat der Reichsstadt hatte 1519 die jüdische Bevölkerung, die für die wirtschaftlichen Probleme der Stadt verantwortlich gemacht wurde, aus Regensburg vertrieben und ihr Wohnviertel zerstören lassen. Beim Abriss der Synagoge verunglückte ein Steinmetz schwer, trotzdem erschien er am nächsten Tag zur Arbeit. Auf Veranlassung des Dompredigers Balthasar Hubmaier (um 1485-1528), der die Verfolgung der Juden unterstützt hatte, wurde dieses Ereignis als Wunder propagiert.

Noch im Jahr 1519 entstand zur Verehrung der „Schönen Maria“ eine hölzerne Kapelle, zu der viele Bauern, Frauen und auch Kranke pilgerten, wie es auf diesem Holzschnitt von Michael Ostendorfer (um 1490-1559) dargestellt ist. Den Einblattdruck konnten die Pilger käuflich erwerben.

Neben der Kirche sind zerstörte Häuser des Judenviertels sichtbar. Mehrere Wallfahrtszüge ziehen zur Kirche, um die Marienstatue werfen sich Pilger in Ekstase auf die Erde. Durch die offene Kirchentür ist die als wundertätig verehrte Nachbildung einer Lukasmadonna zu sehen. Die Fahne am Kirchturm hatte Albrecht Altdorfer (um 1480-1538) für diese Wallfahrt entworfen und zeigt Maria mit den Wappenschlüsseln der Stadt.

Dieses Exemplar stammt aus dem Besitz Albrecht Dürers (1471-1528). In der handschriftlichen Notiz kritisiert der Nürnberger Maler 1523 diese Wallfahrt als „widr dy heilig geschrift“. Die hölzerne Kapelle wurde durch einen Steinbau ersetzt. Nach Einführung der Reformation in Regensburg 1542 wurde die Neupfarrkirche die erste evangelische Pfarrkirche der Stadt.

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