Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen, Nürnberg 1530 (Landesbibliothek Coburg, Rara / 61,399)

Der "Sendbrief vom Dolmetschen" kann als die berühmteste in Coburg entstandene Lutherschrift angesehen werden. Im Original erschien sie 1530 bei Rhau-Grunenberg in Wittenberg mit einem Titelrahmen aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. (1472-1553). Bei der Überführung der Luther-Sammlung von der Veste Coburg in die Landesbibliothek Anfang der 1950er Jahre verblieb dieser Druck am ursprünglichen Ort. Im Bestand der Landesbibliothek befinden sich zwei zeitnahe, nicht identische Nachdrucke von Rottmaier in Nürnberg.

Zu Nürnberg besteht ein enger Bezug. Wenzeslaus Linck (1483-1547), eine der Schlüsselfiguren für die Einführung der Reformation in der fränkischen Reichsstadt, gab den Brief in den Druck. Zweck war, Luthers Bibelübersetzung gegenüber den Vorwürfen der Unwissenschaftlichkeit in Schutz zu nehmen.

In dem "Sendbrief" gibt Luther anschauliche Einblicke in die elementare Ausgangssituation einer im Wesentlichen nur mündlich verwendeten deutschen Sprache. Er beleuchtet die sprachlichen Probleme, die zu lösen sind. Das geschieht in einem mitreißenden sprachlichen Duktus, der die Emphase angesichts der eigenen Übersetzungsleistung spürbar werden lässt:

"denn man mus nicht die buchstaben inn der lateinischen sprachen fragen / wie man sol Deutsch reden / wie diese esel thun / sondern / man mus die mutter ihm hause / die kinder auff der gassen / den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen / vnd den selbigen auff das maul sehen / wie sie reden / vnd darnach dolmetzschen / so verstehen sie es den / vnd mercken / das man Deutsch mit jn[en] redet" (Bl. 12).

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