Martin Luther, Der hundert und siebenzehende Psalm, Coburg 1530 (Landesbibliothek Coburg, Lu Ia 1530,13)

Während seines Aufenthalts auf der Veste Coburg beschäftigte sich Martin Luther (1483-1546) unter anderem mit dem Psalter (Buch der Psalmen) des Alten Testaments. Intensiv widmete er sich dem 117. Psalm.

Der Psalm umfasst nur vier Verse: "Lobet den Herrn alle Heiden. Preiset yhn alle Volcker. Denn seine guete vnd trew. Waltet vber vns ewiglich Haleluja." In der Auslegung entwickelte Luther jedoch die wesentlichen Grundzüge seiner Theologie. Für ihn enthält der Psalm eine Weissagung, eine Offenbarung, eine Lehre und eine Ermahnung. Entsprechend gliedert er die Schrift. Kernstück ist die Offenbarung, in der die Lehre von den zwei Regimentern entwickelt wird. Als Teil des irdischen Regiments wird die Ständeordnung bestätigt. Gleichzeitig werden alle Manifestationen der Papstkirche sowie die geistlichen Orden als völlig untauglich hingestellt, was das erst in der Zukunft liegende Reich Christi anlangt.

Ausgehend vom Anfangsvers ist die Schrift insofern "heidenfreundlich", als ihnen die Beibehaltung ihrer irdischen Gesetze und Lebensweisen zugestanden wird, solange sie nur den einen Gott erkennen, an ihn glauben und alle Abgötterei fahren lassen. Bemerkenswert ist Luthers Bemühen, so etwas wie eine jüdische bzw. auch heidnische Nation in Analogie zur deutschen, böhmischen, polnischen und ungarischen zu postulieren. Im dritten Teil ist Luthers Gnadenlehre zu finden, im letzten u.a. eine Bewertung des Eides.

Laut einem Vermerk (Kolophon) auf der letzten Seite soll Hans Beer die Schrift 1530 in Coburg gedruckt haben. Da Luther jedoch normalerweise alle seine Coburger Schriften nach Wittenberg zum Drucken bringen ließ, ist dieser Sachverhalt noch nicht endgültig geklärt.

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