Bericht über die Leipziger Disputation, Erfurt 1519 (Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 1953)

Vom 27. Juni bis 15. Juli 1519 fand auf der Leipziger Pleißenburg eine Disputation zwischen Johannes Eck (1486-1543) und Martin Luther (1483-1546) sowie Andreas Bodenstein von Karlstadt (1486-1541) statt. Zuvor hatte sich die durch die Ablassthesen Luthers und Ecks daran geäußerter Kritik ausgelöste Auseinandersetzung zwischen Eck und den Wittenbergern zugespitzt. Dabei trat immer mehr die Frage nach den gültigen kirchlichen Autoritäten in den Vordergrund. Luther formulierte kurz vor der Disputation die These, dass sich der päpstliche Primat nicht auf göttlichem, sondern nur auf menschlichem Recht gründet.

In diesem 1519 in Erfurt gedruckten Band gibt ein Augenzeuge den Verlauf der Leipziger Disputation wieder. Diskutiert wurden die Themen freier Wille, Buße, Fegefeuer sowie der Ablass. Im Zentrum der Debatte standen aber die päpstliche Vorrangstellung, die sich nach Luther nicht aus der Bibel begründen ließ, sowie die Konzilsautorität. Eck setzte Luther solange unter Druck, bis dieser äußerte, dass unter den Artikeln des böhmischen Reformators Jan Hus (um 1370-1415) auch einige "gute christliche" waren. Das Konstanzer Konzil (1414-1418) hatte Hus zum Tode verurteilt.

Im weiteren Verlauf brachte Eck Luther zu der Aussage, dass ein Konzil irren kann und bereits geirrt hat. Damit stand der Vorwurf der Häresie im Raum. Diese von Luther letztlich nicht beabsichtigte Zuspitzung war für die weitere Entwicklung der reformatorischen Theologie bedeutend, etwa in der Formulierung des Prinzips „sola scriptura“, wonach allein die Schrift die Grundlage der christlichen Lehre sein sollte. Für Johannes Eck war die Disputation der Anlass, sich für die Wiederaufnahme des bereits 1518 eröffneten Prozesses gegen Luther in Rom einzusetzen.

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