Ludwig Hätzer, Von den evangelischen Zechen, Augsburg 1525 (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Mor. 231)

Seit 1525 war Augsburg für einige Jahre ein Zentrum der süddeutschen Täuferbewegung. Die Täufer legen die Bibel wörtlich aus und lehnen die Kindstaufe ab. Der gebürtige Schweizer Ludwig Hätzer (1500-1529) gilt als einer der Wegbereiter der Augsburger Täufergemeinde, die zu ihren Hochzeiten mehr als 1.000 Mitglieder zählte. Er gehörte der Bewegung selbst aber nicht an. 1525 rief er während eines mehrmonatigen Aufenthalts in Augsburg religiöse Zusammenkünfte (Konventikel) ins Leben, die die Grundlage für die Verbreitung des Täufertums in der Reichsstadt schufen. Bereits im September desselben Jahres verwies der Augsburger Rat Hätzer der Stadt.

Hätzers Schrift „Von den evangelischen Zechen“ erschien im Sommer 1525. Darin kritisiert er vehement Versammlungen („Zechen“) von Anhängern der lutherischen Lehre und die auf diesen Treffen gehaltenen Reden. Dabei spielt er auf Zunftversammlungen der protestantisch gesinnten Augsburger Handwerker in Wirtshäusern an. Seiner Ansicht nach arteten die Treffen meist zu wüsten Gelagen aus. Die Ansprachen würden sich nicht ernsthaft mit dem Evangelium auseinandersetzen, sondern seien von Beleidigungen geprägt. Theologisch äußert sich Hätzer in seiner Schrift hingegen nur wenig fundiert.

Wie viele weitere Vertreter der radikalen reformatorischen Strömungen fand auch Ludwig Hätzer einen gewaltsamen Tod. Auf Ersuchen des Augsburger Rats wurde er 1528 in Konstanz inhaftiert und dort 1529 hingerichtet.

Zum Digitalisat