Offizielle und inoffizielle Programmzeitungen

art

Offizielle und inoffizielle Programmzeitungen zum Münchener Oktoberfest 1810-1936

Bis weit über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus bildeten die Pferderennen, Schützenwettbewerbe und die Prämierungen des Zentrallandwirtschaftsfests die unumstrittenen Mittelpunkte der Oktoberfeste auf der Theresienwiese. Entsprechend beschränkten sich die vorab veröffentlichten Programme auf die Bekanntmachung von Wettbewerbsterminen und Teilnahmebedingungen. Für die Verbreitung in München und ganz Bayern bis mindestens 1845 sorgte dabei der Landwirtschaftliche Verein in Bayern, der von 1811 - 1818 die Gesamtfeste in Eigenregie ausrichtete, aber auch danach neben den eigenen Ausschreibungen zum Zentrallandwirtschaftsfest auch die Bedingungen für Pferderennen und Schießen verbreitete.

Der Magistrat der Stadt München ließ, seit er ab 1819 die Durchführung der Feste organisierte, seine Festprogramme regelmäßig in Form von Aushängen veröffentlichen, von denen sich keine in den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek erhalten haben. Erst ab 1881 wurden alljährlich Programmzeitungen gedruckt. Neben einer "offiziellen", dabei aber stets privat verlegten Festzeitung, die meistens über aufwändige Titelblätter verfügte, erschienen immer auch inoffizielle Hefte unterschiedlichster Art, mit denen sich auch andere Kleinverlage und Kolportageverleger am allgemeinen Geschäft mit den Festbesuchern beteiligen wollten. Mit ihren Mischungen aus Programm, Plänen, Artikeln und Anzeigen von Ausstellern, Gastronomen und Geschäften auf dem Oktoberfest, aber auch aus ganz München, bilden sie eine wichtige kulturhistorische Quellengattung.

Aus der Regierungszeit Maximilian I. Joseph (1806 - 1825)

Zum Pferderennen, das die Nationalgarde III. Klasse am 16. Oktober 1810 veranstaltete, ließ der Organisator Andreas Edler von Dall'Armi (1765-1842) zwei Programme - eines zum allgemeinen Ablauf und eines speziell zum Pferderennen - veröffentlichen. Die Auflagenhöhe dieser ersten Programme ist unbekannt, möglicherweise wurden sie nur für den kleinen Kreis von Bürgerschaft und Königshof gedruckt. Neben Dall'Armis ausführlichem Festbericht von 1811 bilden sie die wichtigsten Quellen zu diesem ersten Oktoberfest.

Quellen zur Hochzeit 1810

Die Einladung zum Oktoberfest 1811 folgt noch nicht der Art von Ausschreibung, wie sie der Landwirtschaftliche Verein später vornahm. Eventuell ist sie noch in den Umkreis der Nationalgarde III. Klasse um Andreas von Dall'Armi zu verorten.

1815 erschien nach dem Oktoberfest ein vom Philologen Johann Jakob Sendtner (1784-1833) verfasster Nachbericht, der in vielen Details bereits die Abschlussberichte, wie sie später der Landwirtschaftliche Verein in Bayern veröffentlichte, vorwegnimmt, dabei aber weitaus ausführlicher vorgeht.

Einladung zu den Oktober-Festen auf der Theresens-Wiese bey München, 1811

1811
  • München

Das Volks-Fest der Baiern im October

1815
  • Sendtner, Johann Jakob
  • München

Von ungefähr 1820 bis 1845 veröffentlichte der Landwirtschaftliche Verein in Bayern zu jedem Oktoberfest separat die Festprogramme und einen Abschlussbericht zu jedem Oktoberfest, die neben allgemeinen Angaben zum Wetter oder zu Besuchen der jeweiligen Herrscher auch die Namen von Preisträgern des Zentrallandwirtschaftsfestes sowie Angaben zu den Pferderennen und Schießwettbewerben enthalten.

Programme des General-Comité des landwirthschaftlichen Vereins für die Jahre
1820-1832, 1834-1836, 1838-1840 und 1845.

Das 1824 erschienene Festprogramm ist zumindest in den Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek ein Unikat. Neben dem verzierten zeitgenössischen Einband hebt sich das Programm durch ein aufwändig gestaltetes Titelblatt und den ausführlichen Text von den zeitgleich erschienenen Programmen des Landwirtschaftlichen Vereins ab. Es ist nicht bekannt, ob dieses (wahrscheinlich privat verlegte) Programmbüchlein Teil einer Reihe ist, oder es sich um einen einmaligen Versuch des Münchener Verlegers Franz Seraph Hübschmann (jun. tätig seit 1822) handelt.

Programm zu dem Oktoberfeste auf der Theresienwiese zu München am 3ten Oktober 1824

1824
  • [München]

Aus der Regierungszeit Ludwig I. (1825 - 1848)

Neben Aushängen der Stadt München bildeten auch unter König Ludwig I. (1786-1868) die Programme des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern die zentralen Veröffentlichungen zu den Veranstaltungen auf der Theresienwiese. Ein besonders ausführliches Programm erschien, dem Anlass entsprechend, zum Jubiläumsjahr 1835, als sich die Gründung des Landwirtschaftlichen Vereins, die Hochzeit Ludwigs und das erste Oktoberfest zum 25. Mal jährten.

Quellen zum Jubiläumsjahr 1835

Abseits der Programme des Landwirtschaftlichen Vereins haben sich nur wenige Programmhefte erhalten. Möglicherweise handelt es sich, wie beim vorliegenden Exemplar von 1840, bereits um kommerzielle Veröffentlichungen, die auf Eigeninitiative von Verlegern hergestellt und an Festbesucher verkauft wurden.

Programme zu dem October-Feste auf der Theresienwiese. 1840

1840
  • München

Auch 1842, als Ludwigs Sohn, der Kronprinz und spätere König Maximilian II. (1811-1864) heiratete, erschienen mehrere Festprogramme, darunter auch eines der Stadt München.

Quellen zur Fürstenhochzeit 1842

Aus der Regierungszeit Ludwig II. (1864 - 1886)

Das hier präsentierte Heftchen von 1882 wurde von der Colportagebuchhandlung F. Gutmayer & Co. in München hergestellt und vertrieben. Es handelt sich um ein billig hergestelltes Produkt, das neben einem einfachen Faltplan zum Oktoberfest und einem kurzen Beitrag zur Geschichte des Festes hauptsächlich Adressen und Werbung Münchener Geschäfte aller Art enthält. Möglicherweise richtete es sich damit in erster Linie an die zahlreichen auswärtigen Besucher, die damals bereits zu den Oktoberfesten aus ganz Bayern (und auch darüber hinaus) nach München reisten und die Gelegenheit auch zu Einkäufen nutzen wollten.

Plan und Führer zum Oktoberfest

1882
  • München

Aus der Regierungszeit Prinzregent Luitpolds (1886 - 1912)

Obwohl der Magistrat der Stadt München seit 1881 offizielle Festzeitungen drucken ließ, haben sich an der Bayerischen Staatsbibliothek erst seit 1894 Exemplare dieser Hefte erhalten. Bis 1896 wurden diese von Ludwig Neumüller herausgegeben, von 1897 bis nach 1905 übernahm Hermann Roth (1865-1950), der Vater des Journalisten und Dichters Eugen Roth (1895-1976), diese Aufgabe. Weitere hier präsentierte Programmzeitungen, die von Papier und Inhalt von geringerer Qualität sind, wurden von verschiedenen anderen Verlegern und Verlagen herausgegeben. Neben dem obligatorischen Festprogramm enthalten alle diese Publikationen große Anteile von Werbeanzeigen, kleinere Beiträge sowie in der Regel eine Mischung von Karikaturen, Anekdoten und Witzen. Geboten wurde, was das Publikum ansprach: neben Witzen über die Landbevölkerung oder Norddeutsche (den nicht immer so bezeichneten "Preißn") finden sich auch regelmäßig frauen- und fremdenfeindliche und vereinzelt antisemitische Ausfälle; letztere bedienen durchweg das Vorurteil jüdischer Menschen als gewinnorientierte, raffgierige Menschen. Viele Beiträge und vor allem llustrationen dieser Publikationen wurden von anderen Zeitschriften, etwa von der kurzlebigen "Auster" (1903-1904) oder dem "Simplicissimus" übernommen.

Das neue höchst interessante Oktoberfest-Programm : verf. und hrsg. von J. F.

1892
  • Fortner, J.
  • Prien

Illustrierte Münchener Oktoberfest-Zeitung. 1893, 1.Okt.

1893
  • München

Octoberfest-Zeitung. 1894

1894
  • München

Octoberfest-Programm und Zeitung. 2.1895

1895
  • München

Octoberfest-Programm und Zeitung. 3.1896

1896
  • München

Münchener Oktoberfest-Zeitung und Programm. 4.1897

1897
  • München

Münchener Oktoberfest-Zeitung und Programm. 5.1898

1898
  • München

Münchener Oktoberfest-Zeitung und Programm. 6.1899

1899
  • München

Münchener Oktoberfest-Zeitung und Programm. 7.1900

1900
  • München

Münchener Oktober-Festzeitung mit Renn- und Schiess-Programm. 4. 1903

1903
  • München

Münchener Oktoberfest-Zeitung und Programm. 12.1906

1906
  • München

Speziell zum Jubiläumsjahr 1910, der 100jährigen Wiederkehr des ersten Oktoberfestes, das von der Stadt München mit noch nie dagewesenen Aufwand gefeiert wurde, erschienen zahlreiche Programmzeitungen und -hefte verschiedenster Verlage. Die offizielle Programmzeitung wurde vom Journalisten und Autor Josef Benno Sailer (1866-1913) herausgegeben.

Quellen zum Jubiläumsjahr 1910

Das kleine, im Verlag von Emil Stahl herausgegebene Programmheft von 1911 widmet sich dem damals gerade verstorbenen Wies'n-Original Michael August Schichtl, genannt Papa Schichtl (1851-1911). Unter den hier wiederverwendeten Texten findet sich auch, ohne Quellenangabe, ein Ausschnitt von Carl Theodor Müllers (1796-1873) 1834 erstmals erschienener Oktoberfest-Humoreske.

Das Oktoberfest in München : mit Programm v. 23 Sept. - 8. Okt. 1911

1911
  • München

Freistaat Bayern und Anfangszeit des Nationalsozialismus (1918 - 1936)

Obwohl nicht zu einem Oktoberfest erschienen, steht die Offizielle Festzeitung des Heimkehr-Krieger-Schiessen von 1919 für den Neuanfang der Festlichkeiten auf der Theresienwiese nach dem Ersten Weltkrieg. Auf billigstem Holzpapier gedruckt und mit wenigen, einfachen Illustrationen geschmückt, läutet das Heft bereits die Tendenz der Festzeitungen der Zwanziger Jahre ein, den Anteil von Witzen und heiteren Anekdoten gegenüber früher deutlich zu erhöhen.

In den Zwanziger Jahren nahmen sowohl Rudolf Scheidler als auch Josef Benno Sailer für sich in Anspruch, mit ihren Oktoberfestzeitungen die "offizielle" Wies'n-Zeitung herauszugeben. Noch 1929 bezieht sich Sailer, als er seine Zeitung als 20. Jahrgang veröffentlich, ausdrücklich auf die von Ludwig Neumüller und Hermann Roth vor dem Ersten Weltkrieg herausgegebenen Publikationen. Ab 1930 veröffentlichte er dann seine Zeitungen mit neuer Zählung.

Offizielle Festzeitung zum Heimkehr-Krieger-Schiessen 1919 : Auf der Theresienwiese vom 13. - 28. Spt.

1919
  • Pasing

Offizielle Münchner Oktoberfest-Zeitung. 1926

1926
  • München

Münchener Oktoberfestzeitung. 1929

1929
  • München

Münchner Oktoberfest. 1932

1932
  • München

Die Programmhefte des Jubiläumsjahres 1935 bemühen sich deutlich, die nationalsozialistische Ideologie nicht zu deutlich herauszustreichen. Hakenkreuze werden zwar deutlich, aber eben doch unauffällig in den Illustrationen platziert.

Das letzte hier präsentierte Heft von 1936 erschien als Sonderausgabe der Münchner Illustrierten Presse. Mit seinen überwiegend fotografisch bebilderten journalistischen Inhalten weist es bereits die Merkmale vieler Oktoberfestzeitungen der Nachkriegszeit auf.

Quellen zum Jubiläumsjahr 1935

Münchener Oktoberfest im Olympiajahr 1936 : Sonder-Ausgabe Münchner Illustrierte Presse, September 1936

1936
  • München