Johannes Aventinus: Werke
Beschreibung
Johannes Turmair (1477 – 1534), genannt Aventin, gilt bis heute als der „Vater der bayerischen Geschichtsschreibung“. Sein Werk hat das Bild der Geschichte Bayerns nachhaltig geprägt.
Zur Biographie Aventins
Johannes Turmaier (1477 – 1534), der Sohn eines Abensberger Weinwirtes, nannte sich der Mode der Zeit gemäß nach seiner Vaterstadt Aventinus. Er erhielt seine erste Ausbildung im heimischen Karmelitenkloster. Nach Studien in Ingolstadt, Wien, Krakau und Paris kehrte er nach Bayern zurück. Seit seiner Ingolstädter Studentenzeit verband ihn eine enge Freundschaft mit dem Universalgelehrten Konrad Celtis (1451 – 1509), der ihn anregte, sich näher mit der Geschichte seines Vaterlandes zu beschäftigen. Von 1509 bis 1517 war Aventinus Erzieher der Prinzen Ludwig (geb. 1495, reg. 1514 – 1545) und Ernst (1500 – 1560), der jüngeren Brüder Herzog Wilhelms IV. (geb. 1493, reg. 1508 – 1550). Im Rahmen dieser pädagogischen Aufgabe entstanden seine „Rudimenta grammaticae“, die „Rudimenta musicae“ und einige kleinere Werke zur bayerischen Geschichtsschreibung. Ab 1517 war er offizieller Landeshistoriograph, ein Amt, das am Münchner Hof eigens für ihn geschaffen wurde. In diesem Zusammenhang schuf er 1517 bis 1521 seine „Annales ducum boiariae“, 1522 bis 1531 die „Baierische Chronik“.
Da sich der streitbare Gelehrte durch Kritik an der katholischen Kirche im Herzogtum immer unbeliebter gemacht hatte, wurde er im Oktober 1528 auf herzoglichen Befehl verhaftet und erst nach 11 Tagen auf Fürsprache Leonhards von Eck (1480 – 1550) wieder freigelassen. Von nun an bemühte er sich intensiv um eine Zukunft außerhalb Bayerns und wandte sich brieflich an den Salzburger Fürsterzbischof Matthäus Lang von Wellenburg (reg. 1519 – 1540) und an Georg Spalatin (1484 – 1545), den Rat des sächsischen Kurfürsten Johann des Beständigen (reg. 1525 – 1532). Da er keinen positiven Bescheid erhalten konnte, übersiedelte er in die Reichsstadt Regensburg, wo er am 9. Januar 1534 starb.
Aventins Bedeutung
Als erster Historiograph Bayerns ging Aventin „ad fontes“, suchte also intensiv nach zeitlich oder räumlich möglichst gut zu den geschilderten Ereignissen passenden Dokumenten und Realien. Hierfür nutzte er die reichen Klosterbibliotheken im Herzogtum ausgiebig, wobei er sich zum Ärger der Bibliothekare in ihren Codices häufig handschriftlich verewigte.
Bayern war für den leidenschaftlichen Patrioten ein Teil des gesamten Reiches, hinter dessen Idee eines starken Königtums der niederbayerische Humanist bedingungslos stand. Um diesen idealen Staat zu beschreiben, griff er weit in mythische Vorzeiten zurück und ersann eine eindrucksvolle Galerie bayerischer und deutscher Könige, deren Idealgestalten modernen Regenten als Exempel dienen sollten. Gerade seine „Baierische Chronik“ ist ein eindrucksvolles Sprachdenkmal, ein süddeutsches Pendant zur Lutherbibel, in dem glorreiche und verwerfliche Taten vergangener Zeiten einem breiten Publikum zur Belehrung vor Augen gestellt werden sollten.
Allerdings erschien keines der großen historiographischen Werke Aventins zu seinen Lebzeiten; seine Landesherren hielten die Manuskripte unter Verschluss. Die ab 1554 erscheinenden „purgierten“ Ausgaben und Raubdrucke förderten Aventins Bekanntheitsgrad. Durch seine Glorifizierung der bayerischen Vergangenheit wurde Aventin gerade nach 1806 ein wichtiger Kronzeuge für die Traditionen und Werte des neuen Königreiches.