Schwert - Abbild des Kosmos (Detail, Vs.)

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

1891 wurde ein Grab der frühen Keltenzeit mit einem Eisenschwert, das in einer Blechscheide steckte, entdeckt. Auf der Klinge befinden sich Goldeinlagen: ein Halbmond, eine Scheibe dazwischen ein Strich und unterhalb der drei Symbole fünf unterschiedlich große Punkte. Auf der Rückseite ein Bogensymbol mit Kugelenden und ein Kreissymbol mit innenliegendem Dreierwirbel (Triskele). In den mediterranen antiken Kulturen wurden die mit bloßem Auge erkennbaren sieben Himmelskörper, die sich vor dem Fixsternhimmel bewegten, als Planeten bezeichnet: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Jedem von ihnen wurde ein Wochentag zugeordnet. Die Erde ruhte in dieser Vorstellung im Mittelpunkt des Kosmos. Die Bildzeichen der Vorderseite auf dem Schwert überliefern uns somit den Kern des kosmologischen Weltbilds Alteuropas. Es ist eine symbolische Abbildung, entstanden aus einer vorwissenschaftlichen Beobachtung der Naturerscheinungen. Die Darstellung entspricht damit in ihrer Intention der "Himmelsscheibe von Nebra". Die Motive der Rückseite sind schwieriger zu beurteilen, sie wiederholen sich aber in der spätkeltischen Zeit massenhaft auf den keltischen Goldmünzen. Am Bogen sind mit Punkten Anfang und Ende klar markiert, der Kreis mit dem Wirbel ist dagegen ein radialsymmetrisches, unendliches Zeichen. Unklar bleibt, ob der Kreisbogen bei den Kelten den Horizont oder den Neumond symbolisierte und ob der Wirbel Geburt und Tod oder die Unendlichkeit kennzeichnen sollte.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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