Abfall der Knochenverarbeitung für Ringe

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

In den Jahren 2002 bis 2004 fanden am St.-Jakobs-Platz in München großflächige Ausgrabungen statt. Südlich des Platzes liegt die Jakobskirche, deren erster Bau wohl schon in die Zeit um 1200 zurückgeht. Als Station auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela wurde sie bald selbst zum Ziel zahlreicher Pilger. Auf dem Platz fand spätestens seit 1310/12 die Jacobidult (Jahrmarkt) statt, die über 500 Jahre lang das größte gesellschaftliche Ereignis in München darstellte und den zentralen Handelsmittelpunkt für Produkte aller Art bildete. Unter den zahlreichen Funden vom St.-Jakobs-Platz fallen vor allem die umfangreichen Reste von bearbeiteten Tierknochen aus Abfallgruben auf. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die Handwerker mit Rohmaterial vom unmittelbar benachbarten Rindermarkt beliefert, dem alten Viehmarkt Münchens, an dem sich auch zahlreiche Metzgereien sowie leder- und knochenverarbeitende Betriebe angesiedelt hatten. An den Abfallstücken und den Fertigprodukten kann man sehen, dass massenweise Ringe und Perlen unterschiedlicher Größe hergestellt wurden. Diese Ringe wurden auf Reifen aus Stoff oder Leder aufgenäht und beim Beten mit den Fingern umgeklappt; es sind dies Vorformen des Rosenkranzes, die vor allem vom 14. bis 16. Jahrhundert verwendet wurden und nach dem christlichen Hauptgebet auch »Paternoster« (Vater unser) genannt werden. Die großen Abfallmengen zeigen, dass es einen riesigen Bedarf an Paternosterreifen gegeben hat.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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