Scheibenfibel

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Silbervergoldete kerbschnittverzierte Bügelfibel mit einem noch erhaltenen roten Glasscheibchen in den Knöpfen. Granatscheibenfibeln gehörten zu den beliebtesten Gewandverschlüssen im 5. und 6. Jahrhundert. Die Variationsbreite dieser Schmuckstücke ist relativ gering. Weitgehend standardisiert ist auch ihr Aufbau. Auf einer silbernen Grundplatte wurden zunächst Stege aus Silber gelötet. Das dadurch entstandene Zellwerk wurde mit einer Kittmasse gefüllt, obenauf wurden zugeschnittene Goldfolien mit Waffelmuster gelegt und darüber nur Millimeter starke Granate. In einem »Katzenaugeneffekt « brachte die gemusterte Goldfolie den Granat bei wechselndem Lichteinfall zum Leuchten. Die verwendeten Granatplättchen besitzen Standardgrößen und -formen. Sie wurden offenbar in bestimmten bereits fertig geschliffenen Formen verhandelt. Die Frau, die um 500 in Aubing bestattet wurde, besaß eine Fibel, die im Brustbereich ein Gewand verschloss. Mit nur 1,6 cm Durchmesser ist sie die kleinste Granatscheibenfibel, die bislang in Bayern gefunden wurde. Eine Besonderheit verbindet sie aber mit den größten bisher bekannten Vertretern, den Prunkstücken aus Unterhaching. Auch bei ihrer Herstellung wurde ein großflächiger Granat verwendet, der aus Indien stammt. Offenbar entsprach aber die glatte Oberfläche des seltenen und sicher kostbaren Granates nicht dem Geschmack des Herstellers oder der Käuferin. Ein Steinschleifer hatte nämlich in die Mitte des Granates einen kleinen Ring von nur 4 mm Durchmesser eingeschliffen, in dem ein Silberdraht eingepasst worden war.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

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