Statuette "Rote von Mauern" - Androgynes Zwittergebilde

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Zu den ergiebigsten und am besten erforschten Plätzen der Altsteinzeit Bayerns zählen die Weinberghöhlen bei Mauern im Wellheimer Trockental. In seinem Grabungstagebuch notierte am 24. August 1948 der Ausgräber Lothar Zotz, dass man außerhalb der Höhle unter einer Felswand auf eine mineralisch rot verfärbte Siedlungsschicht gestoßen sei. Aus dieser stammt die kleine Kalksteinstatuette, die durch Ocker rot eingefärbt als die "Rote von Mauern" bekannt ist. Sie besitzt einen zapfenförmigen Oberkörper und ein stark ausgebildetes Gesäß, Kopf und Brüste fehlen. Die kurzen Beine knicken rechtwinklig ab. Vor etwa 28 000 bis 20 000 Jahren wurden in Ost- und Mitteleuropa neben kleinen Figuren von Tieren besonders solche von Frauen aus Elfenbein oder Stein geschaffen. Diese Frauen sind fettleibig und nackt dargestellt, ihre Geschlechtsmerkmale werden deutlich betont, individuelle Züge vernachlässigt. Solche sogenannten Venusfiguren, zu der die Statuette aus Mauern zählt, werden als Ausdruck von Sexualität und Fruchtbarkeit interpretiert. Etwa gleich alt wie die "Rote von Mauern" ist die weltbekannte "Venus von Willendorf" aus Niederösterreich. Die größte Ähnlichkeit zur "Roten von Mauern" besteht zu einer Figur aus Speckstein vom Trasimenischen See in Umbrien.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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