Achskappen und Achsnägel

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Die erstmals in der späten Bronzezeit (1300-800 v. Chr.) nachgewiesenen leichten, vierrädrigen Wagen mit Speichenrädern sind als eine Art »fahrender Thron« oder »Sänfte auf Rädern« zu verstehen. Sie wurden von zwei Pferden gezogen, die etwa so groß wie die heutigen Ponys waren. Zusammen mit dem Verstorbenen wurden diese Wagen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Deshalb sind nur die Beschläge und das mitgegebene Pferdegeschirr aus Metall erhalten. Aus der späten Bronzezeit kennen wir in Bayern nur wenige Gräber mit Wagenausstattung. Zu den ältesten Funden gehört das Grab aus Poing in Oberbayern. Die vier Achskappen des Wagens – zwei kleinere, vermutlich für die vorderen, und zwei größere für die hinteren Speichenräder – besitzen verzierte Achsstifte. Auf diesen sind die Symbole »Mondsichel« und »Vogelrind«, eine Kombination aus Wasservogel und Rind, angebracht. Die Räder und der Wagenkasten waren mit Klapperblechen und weiteren Symbolen, nämlich vogelförmigen Aufsteckern, geschmückt. Die Leiche des vornehmen Mannes aus Poing war wohl auf dem Wagen in einer Prozession zu seiner Grabstätte mit Totenhaus geleitet worden. Er verfügte auch in der jenseitigen Welt über sein Gefährt, obgleich es rituell im Feuer zerstört worden war. Dieses Privileg war von Böhmen bis in die Schweiz nur sehr wenigen Persönlichkeiten vorbehalten. Es ist ein Beleg dafür, dass die mitteleuropäische Elite damals über gemeinsame religiöse Vorstellungen verfügte und eng miteinander in Verbindung stand.

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Archäologische Staatssammlung München

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