Stiefel der "Moorleiche von Peiting"

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Die "Frau von Peiting", die 1957 beim Torfabbau auf dem Gemeindegebiet von Hohenpeißenberg gefunden wurde, ist die bislang einzige bekannte Moorleiche aus Bayern. Sie wurde in einem hölzernen Sarg mit über der Brust gekreuzten Armen in der Nähe eines durch das Hochmoor führenden Weges bestattet. Nach einer Radiokarbon-Datierung fand diese ungewöhnliche Beisetzung wahrscheinlich im 14. Jahrhundert statt. Aus heute nicht mehr zu ermittelnden Gründen wurde die Tote damals nicht auf dem Friedhof des Ortes, sondern abseits im Moor beigesetzt. Möglich war dies im Späten Mittelalter bei Selbstmördern, Gebannten und Hingerichteten, aber auch bei Ortsfremden oder Reisenden. Die Todesursache der im Alter von 20–30 Jahren verstorbenen Frau ist nicht bekannt. Nach den rechtsmedizinischen Erhebungen war sie ersichtlich wohlgenährt und besaß aufgrund einer Kieferanomalie ein etwas ungewöhnliches Aussehen.

Besonders beeindruckend ist der Erhaltungszustand der kniehohen Lederstiefel, die sie bei ihrer Beisetzung und sicherlich auch zu Lebzeiten trug. Sie bestehen aus zwei unterschiedlichen Ledermaterialien, wobei der Schaft aus dem weicheren, geschmeidigeren Ziegenleder gearbeitet wurde, während Sohle, Vorderblatt und die Verstärkung der Ferse aus dem strapazierfähigeren Rindsleder bestehen. Die Stiefel zeigen deutliche Gebrauchsspuren; der rechte musste offenbar zu Lebzeiten der Frau bereits einmal mit einem Flicken ausgebessert werden.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-SA 4.0