Spottbild auf den Papst

Stadtmuseum Lindau

Beschreibung

Martin Luther (1483-1546), der ursprünglich eine Reform der katholischen Kirche intendierte, brach 1520 endgültig mit dem Papsttum. In der Folge nahm seine polemische Kritik am Papsttum und der römischen Kirche insgesamt zu. Seine Abneigung gegen die alte Kirche trat unter anderem in zahlreichen Flugschriften und Spottbildern zutage, Medien, deren sich auch die Gegenseite bediente. Von katholischer Seite ausgehend tauchten zunehmend Darstellungen Luthers als falscher Prophet, Ketzer und Ausgeburt des Satans auf, auf die wiederum von den Lutheranern mit Spottdarstellungen vor allem des Papstes geantwortet wurde. Das Ende des 16. Jahrhunderts entstandene Lindauer Spottbild auf das Papsttum zeigt Philipp Melanchton (1497-1560), der in Gegenwart von Martin Luther und Kurfürst Johann von Sachsen (1468-1532) den Papst auf einem Schleifstein dreht. Ein auf dem Stein aufgetragener Schriftzug kennzeichnet Melanchtons Handlung als von Gott befohlen, der im Hintergrund stehende Luther bestärkt dies noch, indem er darauf verweist, dass nur so die "Wahrheit" ans Licht gebracht werden könnte. Unterstützt werden die drei zentralen Figuren der Reformation von Christus selbst, der vom oberen linken Bildrand auf die Szene blickt. Das Bild greift Elemente der evangelischen Bildpolemik auf, in welcher das Papsttum häufig als "ungeschliffen" verstanden wird, eine Wahrheit im Sinne des evangelischen Glaubens daher erst durch ausreichenden "Feinschliff" erkannt werden kann.

Rechtehinweis Beschreibung

CC0